Liebe Leserinnen und Leser,
liebe Mitglieder, Förderer und Freunde von KIDRO e.V,

Es ist Weihnachten. Manchmal wünsche ich es mir zurück, wie wir es als Kinder wahrgenommen hatten: Durch das festlich geschmückte Dorf wandern, glückliche Stimmen auf dem glitzernden Schnee. Aus den Häusern trägt sich Duft des Weihnachtsessens und manchmal ein Hauch von Bratapfel mit Zimt. Erwartungsvoll leuchten die Augen der Kinder.

Die Kindheit ist vorbei und der berufliche Alltag in Drogenhilfe und Wärmestube führt uns eine ganz andere Welt vor Augen. Wie mag Weihnachten für Menschen aussehen, die einerseits die kindliche weihnachtliche Vorstellung besitzen, aber weder Weihnachtsessen oder warme Wohnungen besitzen, deren Strom möglicherweise abgestellt ist und deren einziges Geschenk vielleicht von einer Beratungsstelle kommt? Das alles wäre vielleicht noch zu verkraften, wenn man nicht auch noch alleine säße: Mit der Vorstellung davon, wie schön es jetzt bei all den anderen Menschen sein dürfte. Dann macht Weihnachten plötzlich Angst.

Unsere Gesellschaft ist einem so rasanten Wandel unterworfen, dass immer mehr Menschen nicht Schritt halten können. Wir merken es in unserer Einrichtung jeden Tag. Die Besucher in der Wärmestube hatten bereits im vergangenen Dezember zugenommen. Mit der Einstellung einer zweiten Arbeitskraft und ausgeweiteten Öffnungszeiten nahm die Anzahl unserer Gäste nochmals rasant zu. Vor allem die Nachfrage nach einem bezahlbaren Mittagessen ist deutlich gestiegen. Zwischenzeitlich wird es in unseren Räumlichkeiten eng.

Deshalb haben wir angefangen unsere Räume umzustrukturieren. Wir haben mehrere Büros zusammengelegt, um Platz für einen Multifunktionsraum zu schaffen, der in Stoßzeiten als weiterer Gastraum dient. Er bietet aber auch einen Rückzugsort für Gäste, die sich vielleicht aufgrund einer psychischen Erkrankung, aus Angst oder Scham nicht in den großen und oft lauten Gastraum trauen. Zudem wird im Januar unsere Ausgabeküche etwas verkleinert, um acht weitere Sitzplätze zu schaffen.

Seit dem Beginn des Ukrainekriegs hat die Nachfrage nach unserer Kleiderkammer schlagartig zugenommen. Unsere drei ukrainischen Helfer sind längst zu Ansprechpartnern geworden und organisieren die Kleiderannahme und -ausgabe selbstständig. Auch sie werden im Januar einen minimal größeren Raum erhalten und mit einem Büro den Platz tauschen.

Wenn wir nachts auf den Straßen unterwegs sind, stoßen wir auf immer mehr obdachlose Menschen, die tagsüber kaum auffallen. Viele von ihnen bräuchten dringend ein Dach über dem Kopf. Der freie Wohnungsmarkt bietet derzeit aber kaum Platz und für unsere Klientel sowieso nicht. Die Obdachlosenunterkünfte sind längst belegt. Deshalb plant KIDRO gerade die Einrichtung einer Notschlafstelle. Diese ersetzt keine Wohnung und auch keine Obdachlosenunterkunft. Sie soll lediglich einen trockenen, vor Wind und Wetter geschützten Schlafplatz bieten. Da unsere Räume das längst nicht mehr hergeben, haben wir dafür einen Nebenraum in unserem Möbellager Sofa vorgesehen. Ein Bett steht schon bereit, der Zugang zum Haus muss aber noch verbessert werden.

Und doch gibt es noch mehr Veränderung. Der Jugendhilfe- und der Kreisausschuss haben den Weg für eine Jugendsucht- und Jugenddrogenberatungsstelle freigemacht. Hier arbeiten Caritas und KIDRO eng zusammen. Die Jugenddrogenberatungsstelle wird dabei aufsuchend tätig und bei KIDRO angesiedelt sein. Der dafür benötigte Raum ist bereits fest eingeplant, muss aber noch eingerichtet und mit einer Zwischenwand vom jetzigen Büro der Drogenhilfe getrennt werden.

All diese Veränderung können wir nur schaffen, weil viele Menschen zusammenhelfen. Und obwohl in unserem großen Team alle mit anpacken, brauchen wir immer wieder Unterstützung von außen. Dabei geht es nicht nur um finanzielle Zuwendungen. Unter den Mitmenschen finden wir so viel ideelle Unterstützung und Knowhow, das wir dringend gebrauchen können. Deshalb freuen wir uns, wenn Sie die Arbeit von KIDRO (und damit die Menschen in unserem Landkreis) auch weiterhin unterstützen.

Es ist Weihnachten. Helfen Sie uns, dass es sich für möglichst viele Menschen auch wirklich wie Weihnachten anfühlt. Wenn möglich, das ganze Jahr über.

In diesem Sinne dürfen wir auch Ihnen ein gesegnetes Fest und einen erfolgreichen Start ins neue Jahr 2024 wünschen. Lassen Sie uns zusammenhalten, um den angstmachenden Veränderungen in unserer Gesellschaft mit Hoffnung positiv entgegenzuwirken.

Alles Gute für das neue Jahr

wünscht Ihnen das Team von KIDRO und der Vorstand